Amoktaten und terroristische Anschläge sind massive, öffentlichkeitswirksame Gewalttaten, die die Gesellschaft in Angst und Schrecken versetzen. Diese in der Forschung als „hoch expressiv“ bezeichneten Taten weisen Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf, lassen sich im Einzelfall jedoch häufig schwer voneinander abgrenzen. In einer dreijährigen interdisziplinären Studie im Rahmen des Forschungsprojekts TARGET zeigten sich gewisse Parallelen auf Seiten der Täter: Sie waren weitüberwiegend männlich, sind meist sozial isolierte Einzelgänger, weisen psychopathologische Auffälligkeiten auf, sie entwickeln massive Wut-, Hass- und Rachephantasien, welche zum maßgeblichen Antrieb werden. Ziel ist die Bestrafung bzw. Vernichtung der als peinigend wahrgenommen Umwelt.
Der Begriff Terror oder Terrorismus ist hingegen nicht unbedingt am Gewaltakt selbst ausgerichtet, sondern hat viel eher die psychischen Reaktionen auf die Tat zum Ziel. In Verbindung gebracht wird er zumeist mit religiös-begründeten Formen extremistischer Gewalt - dass es auch in der rechtsextremen Szene terroristische Bestrebungen gibt, wird oftmals verdrängt. Beide Formen von Gewalt werden nicht willkürlich verübt, sie sind in der Regel gut vorbereitet. Bei den Tätern – Amoktätern, Lone-Wolve-Terroristen und Selbstmordattentätern – lassen sich hinsichtlich der Motive, der Biografie und der inneren Struktur auffällige Gemeinsamkeiten finden: frühkindliche Fehlentwicklungen, paranoide Tendenzen, Selbstwertproblematiken, Gewaltaffinität, Hass auf die Gesellschaft.
Ob eine Tat also als Amoklauf oder als terroristischer Akt gilt, ist nicht immer trennscharf auszumachen. Die mediale Wirkung ist dadurch jedoch stark beeinflusst. Während man beim Begriff Amok von einem geistig verwirrten Einzeltäter ausgehen mag, setzt der Begriff Terroranschlag ganz andere Assoziationsketten in Gang. In letzterem Fall spielt jedoch nicht nur das In-Panik-Versetzen ganzer Gesellschaften eine Rolle, durch diese Form von Machtdemonstration werden ebenfalls neue Mitglieder rekrutiert und die radikale Gruppe in sich stabilisiert. Ziel des Workshops ist eine terminologische und praxisrelevante Auseinandersetzung mit beiden Begriffen.
Im Workshop werden wir den folgenden Fragen nachgehen:
Prof. Dr. Vincenz Leuschner
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Frank Zimmermann
MdA, Parteipolitischer Sprecher für Europa- und Bundesangelegenheiten
Prof. Dr. Stephan Humer
Netzwerk Terrorismusforschung
Denkzeit-Gesellschaft e.V.
Verein zur Förderung wissenschaftlich begründeter Methoden psychosozialer Arbeit mit jungen Menschen
Goebenstraße 24, 10783 Berlin
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